CSD München 2022

CSD München 2022

Am Samstag ist CSD in München und gerade, weil mensch sich vor pinkwashing zu dieser Zeit kaum retten kann und die meisten Unternehmen aus Profitgründen einmal im Jahr laut „Diversität“ rufen, haben Jojo und Sandra genau darüber ihren Unmut geäußert und klar gestellt mit welcher Perspektive wir als Consent Calling auf den CSD gehen werden.

Denn die Kämpfe um Diversität und Sichtbarkeit laufen ins Leere wenn sie nicht mit strukturellen Fragestellungen, intersektionalen Perspektiven verbunden werden.

Daher checkt unser Statement aus, zeigt euch solidarisch, kritisiert pinkwashing und unterstützt alle Kämpfe die unsere Gesellschaft diskriminierungsärmer und gerechter machen.

In diesem Sinne: wir sehen uns am Samstag auf der Straße! Um zu feiern und aber auch um zu zeigen, dass wir in unseren Kämpfen noch nicht am Ziel angekommen sind!

Transkript:

Sandra: Hey! Diesen Samstag, am 16. Juli ist CSD in München und in vielen anderen Städten weltweit fanden Christopher Street Days, Regenbogen Paraden oder Erinnerungsaktionen an die Stonewall Riots 1969 bereits statt. Für uns als Consent Calling ist es selbstverständlich an einem Tag wie diesem auf die Straße zu gehen. Auf die Straße zu gehen für eine Gesellschaft in der alle Menschen sichtbar und sicher sind – unabhängig ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität.

Jojo: Aber neben Pinkwashing und der Tatsache, dass sich die meisten Unternehmen vor allem aus Marketinggründen genau einmal im Jahr in Regenbogen Farben hüllen, nervt es uns außerdem wenn der Pride Month nur dazu dient laut Diversität zu propagieren, ohne politische Konsequenzen zu ziehen. Natürlich, Sichtbarkeit muss Schritt 1 sein, aber ab Schritt zwei geht es dann darum, Diskriminierung zu beenden und zwar auf allen Ebenen.

Sandra: Denn wir leben immer noch in einer Gesellschaft in der das Geschlecht Einfluss darauf hat wie viel wir verdienen. So sind es neben cis Frauen in erster Linie trans Personen, die unter prekären Bedingungen arbeiten und überduchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit oder Armut betroffen sind. Wir leben in einer Gesellschaft, in der lesbische Paare verdammt viel sexualisiert und objektifiziert werden und Beziehungen ohne die Existanz eines cis Dudes wenigeranerkannt werden. Für Menschen, die sich mit dem Geschlecht welches Ihnen bei ihrer Geburt zugewiesen wurde, nicht identifizeiren, bedeutet jeder Behördengang Diskriminierung.

Jojo: Und das sind nur einige Beispiele. Es gibt unzählige Diskriminierungsformen und deswegen Gründe am 16. Juli auf die STraße zu gehen. Was wir dabei auch nie vergessen dürfen: das allessind keine individuellen Probleme von queeren Personen. Es sind kollektive Probleme, die tief im kapitalistischen, patriarchalen und zweigeschlechtlichen System verankert sind. Und daher brauchen wir kollektive Lösungen – antikapitalistische, soldiarische und emanzipatorische Lösungen, die das große Ganze mitdenken.

Sandra: Wir sagen daher:
Schluss mit Sympolpolitiken!
Lasst uns anfangen politische Allianzen zu schließen und die Strukturen verändern, die überhaupt dafür sorgen, dass marginalisierte Menschen unterdrückt werden. Lasst uns kapitalistische Zwänge und Patriarchatskritik zusammendenken. Und die Herrschaftsverhältnisse verändern, die dafür sorgen, dass Frauen, queere Menschen oder auch rassifizierte Personen strukturell weniger Privilegien und damit weniger Zugang zu Macht, Anerkennung, Teilhabe, Geld, Chancen, Gesundheit etc. haben.

Jojo: Es geht nicht darum, einmal im Jahr Sichtbarkeit zu zeigen und Repräsentationsfragen zu stellen. Genausowenig dürfen wir uns mit Lösungen auf individueller Ebene abfinden. Statt uns auf die Einzelerfahrungen an sich zu konzentrieren, müssen wir deren Bedingungen und Ursachen in den Blick nehmen und beim System in seiner Gesamtstruktur ansetzen. Am 16. Juli sowie an jedem anderen Tag im Jahr!

In diesem Sinne – wir sehen uns auf der Straße, um für die Befreiung der Sexualität aller und der Gesellschaft im Ganzen zu kämpfen

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