Geschichte von Consent Calling

Geschichte von Consent Calling

Die Idee, in München einen feministischen Sexshop zu gründen, entstand im Herbst 2020. Sandra war durch die Inspiration eines Freundes und die Teilnahme an einer teils sehr problematischen Sexualpädagogikfortbildung (pornofeindliche, (hetero/cis)-normative Inhalte) sehr schnell sehr fasziniert von dem Gedanken in München einen Ort zu schaffen, der Sexualität anders verhandelt als es in der Dominanzgesellschaft bisher getan wird. Bald fand Sandra erste interessierte Menschen und ein erstes Treffen, bei dem große Utopien entwickelt wurden, fand statt. Seitdem ist verdammt viel passiert und wir sind auf so vielen Ebenen gewachsen:

Lisa kam über einen gemeinsamen feministischen Lesekreis dazu, Daniela als Freundin aus Kindheitstagen und Miriam als Kollegin aus der feministischen Mädchen*arbeit. Die ersten Ideen sprudelten nur so und gemeinsam wurden erste Visionen entworfen, wie ein feministischer Sexshop in München wohl aussehen könnte und wie dabei in einer Kollektivstruktur gearbeitet werden kann. Kurz vor Silvester stand fest, wir wollen zu Viert erste Schritte gehen und bei vielen Spaziergängen auf Abstand (siehe Foto im Hirschgarten) wuchsen die Ideen, Wünsche und Ansprüche.

Unser erster öffentlicher Auftritt als Feministisches Sexshopkollektiv München fand im März 2021 mit einer Rede auf der Kundgebung gegen den sog. “Marsch für das Leben” von Abtreibungsgegner*innen stand. Nach langen Prozessen stand dann im Mai unser Name, Consent Calling, endlich fest. Auf der einen Seite ist dies eine Anspielung und ein Gegenentwurf zum sog. Cat Calling (verbale sexuelle Belästigung) und zum anderen stellt der Name die Relevanz von konsensull gelebter Sexualität heraus. Consent Calling soll Menschen dazu aufrufen ihre eigene Sexualität kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren, wie Konsens gelebt und wie darüber gesprochen wird.

Wir druckten erste Postkarten und als Teil des “Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung” verteilten wir sie auf einem Aktionstag gegen §218/219a. Hier lernten wir auch Jojo kennen und sie wurde bald Teil des Kollektivs. Im Juli freuten wir uns über das zunehmende öffentliche und auch erste mediale Interesse, und die “Süddeutsche Zeitung” veröffentlichte einen großen Artikel über unser Projekt und unsere Visionen. Die nächste Demo, auf der wir eine Rede halten durften war der Slutwalk und im Sommer 2021 durften wir ein Interview im Podcast “Kesse Väter” geben. Sarah kam dann im Herbst in den Kreis des Kernkollektivs hinzu. Anlässlich des “1000 Kreuze Marsches” wurde eine weitere Rede auf einer Demo gehalten und für das Recht auf reproduktive und sexuelle Selbstbestimmung Position bezogen. Ein erster Workshop zum Thema Konsens in der LMU wurde im Rahmen der Kritischen Einführungswochen konzipiert und durchgeführt. Unsere erste Veranstaltung in der Glockenbachwerkstatt beim Gendersalon war ein voller Erfolg. So konnten wir erstmals und face to face über 70 Menschen von unserem Projekt und unseren feministischen Perspektiven rund um das Thema Sexualität berichten, Fragen beantworten und uns von vielen Menschen dazu inspirieren lassen, wie Consent Calling wachsen könnte.

In den nächsten Wochen konnten wir mehr und mehr Ideen umsetzen, uns mit vielen Menschen austauschen und uns beraten lassen. Gerade der solidarische Austausch mit anderen Sexshopkollektiven in Deutschland war hier unendlich hilfreich und wertvoll. Unsere Designkonzept von Felix und Noem wurde veröffentlicht und von Beginn an war klar, dass auch hier die Vielfalt und Fluidität von Sexualität widergespiegelt werden soll. Ende des Jahres 2021 schmückten unsere großartigen George Michael Weihnachtssticker unsere Stadt und wir machten deutlich:
München braucht diesen Raum!

Im Dezember konnten wir auf Einladung des Freiräumen Aktionsbündnisses zwei Workshops zum Thema “Feministisch denken – Feministisch handeln” anbieten. Seit einiger Zeit unterstützt uns außerdem Chris immer mehr mit einem großartigem IT Support.

Anfang 2022 haben wir Consent Calling dann auch endlich als Gesellschaft gegründet und damit deutlich gemacht, dass es uns ernst ist und unser Traum immer mehr in die Realität umgesetzt wird. Consent Calling soll wachsen, soll verschiedene Wissensstände, Erfahrungen und Fähigkeiten, Perspektiven und Haltungen, Backgrounds und Ressourcen vereinen und deswegen wurde Anfang Februar eine Unterstützer*innenstruktur gegründet – die sich nun im Aufbau befindet. Schließlich können wir Sechs niemals die vielfältigen Perspektiven von Sexualität einfangen! Wir sind sehr dankbar und überwältigt von all dem Support, den wir dieses eine Jahr bereits erfahren haben und von der Unterstützung und Beratung von vielen Menschen, die hier gar nicht alle erwähnt werden. Mit dem (hoffentlich erfolgreichen) Crowdfunding stehen wir nun vor einem nächsten großen Schritt und hoffen, die Geschichte von Consent Calling weiter schreiben zu dürfen.

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