Wir machen weiter … aber wie?
die Zeit im Habibi Kiosk war für uns unfassbar schön, bereichernd und hat uns enorm motiviert, die Vision, die hinter Consent Calling steht, voranzutreiben und weiterzuentwickeln. Aber auch die Widersprüche, die sich aus unserer Positionierung wider den herrschenden Verhältnissen immer wieder auftun, sind gerade in dieser Zeit für uns besonders stark zu spüren gewesen.
Als Feminist*innen und Linke war und ist der Kern unserer politischen Arbeit eine Negation. Sei es Kritik am Patriarchat, am Kapitalismus oder an den unzumutbaren Verhältnissen die damit einhergehen. So richtig und nachvollziehbar der Modus dieser Kritik ist, so endet er doch allzu oft in Ohnmacht. Im Versuch, aus der Negation ein positives Moment entstehen zu lassen, wollen wir mit einer Shoperöffnung einen Schritt von reiner Kritik hin zu Emanzipation schaffen. Der Zweck des Shops ist hierbei für uns vor allem der so niedrigschwellige Zugang zu Themen rund um Sexualität.
Gerade hier liegt ein zentraler Widerspruch unseres Konzeptes. Eine kapitalismuskritische Positionierung und Shop, also zwangsläufig wirtschaftliches Wirken, sind schwer unter einen Hut zu bringen. Der Druck, Geld verdienen zu müssen um einen Laden realisieren und halten zu können ist enorm groß. Einfach unsere Arbeitszeit komplett ehrenamtlich aufzubringen (wie wir das bisher tun) kann keine Lösung hierfür sein.
Wir glauben an unsere Vision, an dieses Projekt. Dabei sollen aber weder unsere politischen Ideale noch unsere individuellen Ressourcen auf der Strecke bleiben. Wir wollen dem Zwang der Profitorientierung nicht nachkommen. Wir wollen Shop, Bildungsarbeit und Aktivismus gleichermaßen viel Bedeutung zukommen lassen, unsere Ressourcen für all unsere Säulen einsetzen. Wir wollen uns den scheinbar gegebenen Umständen nicht einfach so hingeben und der neoliberalen Logik auf den Leim gehen. Im Versuch, all das umzusetzen und all unseren Ansprüchen gerecht zu werden, ist es essentiell, diese Widersprüche nicht auszuklammern oder zu ignorieren.
Genau deswegen wollen wir uns nochmals tief gehend mit unserer Struktur und Ausrichtung auseinandersetzen. Bereits im Habibi Kiosk haben wir gemerkt, wie sich der Druck auf uns alle potenziert hat. Deswegen wollen wir jetzt – bevor wir einen langfristigen Raum öffnen (und organisieren und verantworten) müssen – die Zeit nehmen, um unseren Ansatz zu durchdenken und auszuarbeiten.
Das heißt wir werden nicht nächste Woche oder nächsten Monat unseren Laden aufmachen. Wir werden auch vorerst weniger Veranstaltungen organisieren. Denn zuerst wollen wir uns so präzise politisch ausrichten, dass wir sicher und stabil in eine Raum- und Ladeneröffnung starten können.
Wir hoffen ihr könnt diese „Pause“ nachvollziehen. Auch dieser Prozess jetzt bringt uns näher an die Verwirklichung der Vision von Consent Calling.