Zitat von Katherine Angel

Zitat von Katherine Angel

"Eine Sexualethik, die ihren Namen ver- dient, muss/für Unklarheit, Intransparenz und Nichtwissen Raum lassen! Genau das sind unsere/Startvoraussetzungen {unsere riskanten, komplexen Bedin- gungen: dass wir nicht gezwungen sein sollten, immer genau zu wissen, was wir wollen, um vor Gewalt sicher zu sein." - Katherine Angel

Unser Name gibt es bereits vor; Konsens ist wichtig und es ist ein Fortschritt, dass Diskurse darüber aufblühen. Konsens ist Basis einer Sexualität, die sämtliche Grenzen und Bedürfnisse respektiert. Daher lasst uns mehr über Konsens und deren Umsetzung sprechen. Wir dürfen aber nicht dazu tendieren utopische Forderungen zu formulieren und Diskurse zu verkürzt und vereinfacht führen. Viele Menschen, auch die, die sich viel mit Konsens beschäftigen, finden sich regelmäßig in Situationen wieder wo Konsens nicht kommuniziert werden kann und sie eigentlich nicht wissen was sie wollen.

Sexualität ist also immer wieder auch von Unsicherheit und Uneindeutigkeit geprägt. Oft wird so getan als wär das eine negative Begleiterscheinung, für die wir uns schämen müssen und als müsste Uneindeutigkeit verurteilt werden. Aber es ist ok, nicht immer im Vorhinein zu wissen was mensch will, nicht immer die richtigen Worte zu finden und widersprüchliche Bedürfnisse zu haben. Denn Sexualität ist komplex und die damit einhergehenden Dynamiken und Kommunikationen auch. Bedürfnisse können sich verändern oder sind nicht immer kongruent oder greifbar. Allerdings heißt das im Rückschluss, dass die Verantwortung eben nicht darin liegen darf, immer genau zu wissen was mensch will, denn dieser Anspruch ist fern jeder Realität. Der Fokus muss vielmehr darauf liegen, einen Raum zu schaffen, der Uneindeutigkeiten und Ambiguitäten zulässt – anstatt sie zu auszublenden und zu übergehen. Wir müssen Konsensdiskurse endlich kritischer führen, mehr an der Lebenswelt von Menschen andocken und anerkennen, dass Machtdynamiken und die Lust auf Risiko, das Ungewisse und Kontrollverlust dazuführen können, dass Menschen nicht immer wissen was sie brauchen. Lasst uns diese Uneindeutigkeit und Fluidität anerkennen und ehrlich darüber sprechen. Lasst uns Settings schaffen, die wertschätzend damit umgehen und in denen Nichtwissen nicht ausgenutzt wird. Herrschender Konsens ist also nicht einfach gleichzusetzen damit, immer genau zu wissen was mensch will und das selbstbewusst umzusetzen. Konsens ist die Aushandlungspraxis, die Raum bietet für Fragen, Zweifel und Veränderung. Es geht nicht einfach um JA oder NEIN. Es geht genauso um alles dazwischen.

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