Anspruch und Realität – ein feministischer Sexshop im Kapitalismus

Anspruch und Realität – ein feministischer Sexshop im Kapitalismus

Zwei lila Cs auf orangem Hintergrund

Die Basis für unsere Arbeit im Kollektiv ist für uns natürlich, dass wir uns bei den wichtigsten, essentiellsten Punkten einig sind. Einer davon ist, dass wir alle eine kapitalismuskritische Haltung vertreten, welche sich beispielsweise darin äußert, dass wir solidarisch, auf individuelle Bedürfnisse achtend, und antihierarisch miteinander etwas erschaffen wollen. Diese Haltung soll sich auch in unserem zukünftigen Sexshop wiederspiegeln: So verzichten wir auf Chef*innen und Bosse und ziehen den Laden gemeinsam als Kollektiv auf Augenhöhe auf- Profitstreben um des Profits willen wird es bei uns nicht geben, unsere Gewinne sollen unsere feministische Bildungsarbeit weiterfinanzieren.

Profitorientierte (Sex-)Shops müssen in der alltäglichen Konkurrenz der Unternehmen all ihr Handeln auf Gewinn(maximierung) ausrichten. Das Mittel (der Shop) zum Zweck (der Profit) wird dabei nur an seiner Effektivität gemessen. So liegt der Fokus bei herkömmlichen (Sex-)Shops in Beratungen, die verkaufssteigernd sein müssen und auf Produkten, die möglichst kostengünstig produziert sind und als vermeintlich nachhaltig vermarktet werden. Die Zielgruppe wird meist nur nach Kaufkraft ausgewählt und deckt so gut wie nie die tatsächliche geschlechtliche und sexuelle Vielfalt der Gesellschaft ab. Es ist der Zwang der Profitorientierung, der herkömmliche Sex-(Shops) in ihrem Angebot und Handlungsoptionen, wie beispielsweise der Beratung, so extrem einschränkt und wenig Platz für eine emanzipatorische Umgangsweise mit Sexualität und Begehren lässt.

So sehr wir uns als Kollektiv und auch als Individuen wünschen, es wäre anders, so sind auch wir mit Consent Calling nicht frei von den beschriebenen kapitalistischen Zwängen. Auch wir müssen unsere Toys etc. von Produzentinnen beziehen, die aus Profitinteresse produzieren, was sich wie oben beschrieben in den oft nicht nachhaltigen hergestellen Produkten niederschlägt. Natürlich ist hierbei aber trotzdem unser Anspruch, den Weizen soweit es geht von der Spreu zu trennen, und euch als Kundinnen möglichst hochwertige Produkte anzubieten. Auch unsere Preispolitik muss sich natürlich zu einem gewissen Maße an äußeren Zwängen orientieren, wie Miete, Einkauf, und irgendwann eventuell auch mal Löhnen etc. Dabei könnt ihr aber darauf vertrauen, dass wir als junge Menschen und teilweise noch Student*innen, das Gefühl knapp bei Kasse zu sein nur allzu gut kennen und entsprechend unsere Preise so erschwinglich wie möglich gestalten werden.Für uns steht fest, wir wollen weder pinkwashing noch greenwashing betreiben um möglichst viel zu verkaufen. Patriarchat und Kapitalismus müssen in Verschränkung analysiert und bekämpft werden… Gerade deswegen liegt es in unserer Verantwortung auf die Widersprüche, die für uns als kapitalismuskritisches Kollektiv durch den Shop entstehen werden, hinzuweisen und einen Umgang damit zu entwickeln.

Jetzt aber zu den guten Nachrichten:
Als feministisches Kollektiv, dessen könnt ihr euch sicher sein, wird sich unser zukünftiges Sortiment in unserem zukünftigen Shop, und natürlich auch unsere zukünftige Beratung ganz klar an einer weitaus breiteren Zielgruppe orientieren, als herkömmliche Sexshops. Unser Anspruch ist es, ein feministischer Sexshop für alle zu sein, vor allem auch für Menschen, die sich im heterosexuellen und geschlechterbinären System nicht wiederfinden. Auch haben wir, wie oben schon erwähnt, nicht vor uns übliche Manager*innengehälter zu zahlen, sondern unsere Profite in die feministische Revolution zu reinvestieren ;).

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