Das war’s mit Consent Calling
Liebe Menschen
wir müssen euch leider mitteilen, dass die Zeit von Consent Calling vorbei ist.
Wir sind als Kollektiv in den letzten Wochen durch viele schwere und auch emotionale Prozesse gegangen und haben uns schlussendlich dazu entschieden uns aufzulösen. Das hat mehrere Gründe, die wir gerne so gut es geht nach außen transparent machen wollen. Jedoch ist es uns wichtig, dass wir uns nicht dazu verleiten lassen, uns zu rechtfertigen oder ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Dinge zu beenden gehört im Leben dazu, ist aber oft konnotiert mit dem Narrativ gescheitert zu sein. Tatsächlich sind wir überzeugt, dass es für uns ein wichtiger Schritt ist und anzuerkennen, dass es der richtige ist, setzt gerade viel Mut und Ehrlichkeit mit uns selbst voraus. Am Ende gibt es nicht den einen Grund – unsere Entscheidung ist das Ergebnis von langen Gesprächen in denen wir Verschiedenes feststellen mussten:
Vor allem die Zeit in unserem Laden im Werksviertel hat uns gezeigt, dass wir es nicht aushalten wollen, uns dem wirtschaftlichen Druck und den Zwängen der kapitalistischen Verhältnisse adäquat stellen zu müssen. Anders als zu Beginn von CC wollen wir diese Widersprüche nicht mehr vereinen müssen.
Wir hatten nie genug Kapazitäten, um CC und uns selbst gerecht zu werden. Veränderungen innerhalb des Kollektivs hinsichtlich Lebensumständen, Prioritäten, Motivationen, etc. hatten zusätzlich Auswirkungen auf die mögliche Intensität unserer Arbeit. Am Ende war der Rahmen wie wir ihn um CC gespannt haben zu eng und starr, um wirklich einen flexiblen Umgang mit verschiedenen Kapazitäten ermöglichen zu können.
Die Arbeit mit den Produkten egal ob im Laden, bei einzelnen Verkauftstagen oder Toypartys halten wir immer noch für eine wichtige niederschwellige Möglichkeit, um Menschen selbstbestimmte Zugänge zu eigener Sexualität und Lust zu ermöglichen. Obwohl dies eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe ist, die gerade in einer Stadt wie München von zu wenig Akteur*innen ausgeübt wird, wurde immer deutlicher, dass sich die politischen Prioritäten im Kollektiv verschoben haben. Auch die aktuell herrschenden Machtverhältnisse, die ein Erstarken von antifeministischen Ideologien mit sich bringen, haben dazu geführt, dass größere feministische Fragestellungen interessanter und politisch notwendiger für uns wurden, wodurch sich der Hauptfokus „Sexualität“ nicht mehr angemessen, bzw. ausreichend anfühlt.
Wir danken euch von ganzem Herzen für die Unterstützung. Consent Calling war für uns alle ein unglaubliches Herzensprojekt, mit dem wir jede Menge erlebt haben, gewachsen sind, die feministische und queere Szene Münchens prägen durften und so fantastische Projekte umsetzen konnten. Wir hoffen, dass die Zeit für euch genauso prägend und inspirierend war und danken allen, die ihren Beitrag dazu geleistet haben, dieses Kapitel zu einem so wunderschönen zu machen!